Imster Fasnachtler in Binche / Belgien

„Le monde à l’envers“ – „Verkehrte Welt“, Teil II. Nachdem im August des vergangenen Jahres im MUCEM, dem  Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers“ in Marseille die Fasnachtsausstellung  „Le monde à l’envers“ – mit maßgeblicher Imster Beteiligung    mit unglaublichen 215.000 Besuchern erfolgreich zu Ende gegangen war, wanderte sie in leicht abgeänderter Form nach Belgien weiter.

In der Stadt Binche in Wallonien, dem französischsprachigen Teil Belgiens, befindet sich das Internationale Karnevals- und Maskenmuseum, und das aus gutem Grund: Der bereits 1395 urkundlich erwähnte Karneval der Stadt mit seinen berühmten „Gilles“ ist die außergewöhnlichste Sehenswürdigkeit von Binche. Am wichtigsten Tag des „Carnaval de Binche“, dem Mardi Gras, unserem Fasnachtsdienstag, ziehen die „Gilles“ mit ihren aufwändig gestalteten Kostümen und dem prächtigen Kopfschmuck durch die Stadt; sie werden ausschließlich von Männern verkörpert. Der Bincher Karneval wurde bereits im Jahr 2003 als erster europäischer Fasnachtsumzug von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Binche und Imst. Wie man sieht, ergeben sich einige auffällige Gemeinsamkeiten mit dem Imster Schemenlaufen. Und so nimmt es nicht Wunder, dass bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, noch unter dem legendären Fasnachtsobmann Josef Zangerle, Kontakte zwischen Binche und Imst geknüpft worden sind. Bereits damals wurden in der Folge einige Maskentypen des Schemenlaufens ins Museum nach Binche gebracht.

Für die Sonderausstellung „Le monde à l’envers“ – „Verkehrte Welt“, die von Marseille nun ins Internationale Karnevals- und Maskenmuseum nach Binche transferiert wurde, konnte man in Belgien also auf einige Imster Maskentypen aus eigenen Beständen zurückgreifen, so einen Scheller, einen Mohrenspritzer und einige Larven. Nur der Bär und sein Treiber müssen die Rückreise aus Marseille in die Heimat über den Umweg nach Belgien antreten – beide sind aber geeichte Typen, die diese Strapazen überleben werden …

Eröffnung mit Imster Beteiligung: Am 25. Jänner war es dann so weit: Die zweite Auflage der Sonderausstellung „Le monde à l’envers“ wurde nach monatelangen Vorbereitungsarbeiten feierlich eröffnet, unter den aus vielen Teilen Europas geladenen Gästen befand sich auch eine Delegation des Imster Fasnachtskomitees. Obmann Uli Gstrein, Obm.-Stv. Manfred Waltner, Kassier Hannes Deutschmann, Museumschef (und Chauffeur) Dietmar Ewerz, Schriftführer (und Kontaktmann) Nikolaus Larcher und Spritzer-Säcklmoaschter Jürgen Seelos ließen es sich nicht nehmen, der Eröffnung beizuwohnen. Wie in Marseille hat sich die weite Fahrt auch hier gelohnt. Sowohl das historische Museumsgemäuer als auch die Ausstellung sind als durchaus sehenswert zu bezeichnen. Exponate von Maskenbräuchen aus ganz Europa und darüber hinaus werden gezeigt, Figuren, Larven, Kostüme und andere Brauchtumsutensilien aus Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland, der Schweiz, Polen, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und Marokko sind zu bestaunen. Auch Brasiliens Karneval ist vertreten und eben „Autriche“. Neben den Imster Objekten sind auch die Nassereither Fasnacht mit einer Schellerlarve und die Thaurer Muller mit einer Zottlermaske samt Hut zu sehen. Zahlreiche multimediale Effekte säumen den Ausstellungsrundgang und leisten Hintergrundinformation. Die themenzentrierte Aufstellungsart zeigt viele Parallelen quer über verschiedene Kulturkreise. Schellenträger, Geister-, Hexen- und Teufelsgestalten, Maskierte in Tiergestalt, die Begegnung mit dem Fremden und Exotischen – alles Motive, mit welchen auch das Imster Schemenlaufen aufwarten kann. Das zahlreich herbeigeströmte fachkundige Publikum, darunter auch die Imster Delegation, war beeindruckt.

Fazit: Noch am Tag der Ausstellungseröffnung musste man die Heimreise antreten – wieder konnte ein zufriedenes Fazit gezogen werden. Der Blick über den Tellerrand tut immer gut, man knüpfte einmal mehr Kontakte, bewunderte das Fremde und war gleichzeitig stolz auf die eigene Fasnacht, obwohl das eine oder andere präsentierte Objekt der Imster Fasnacht im Bincher Museum mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist. Eine Bahnfahrt in Belgiens Hauptstadt Brüssel samt Rundgang durch die historische Altstadt und einigen kulinarischen Genüssen (Schokolade! Bier! Pommes!) rundete das überaus beeindruckende Wochenende ab.

Die Ausstellung wird noch bis zum 28. Juni 2015 im Museum in Binche zu sehen sein, daran anschließend wird das bekannte Museum einer großen Renovierung unterzogen.

  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(2)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(1)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(3)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(4)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(5)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(6)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(7)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(8)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(9)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(10)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(11)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(12)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(13)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(14)
  • Binche+Belgien_Bild+Fasnachtsarchiv+Imst+(15)

1 | 2| > | >|