Auskehren

Kraftprobe

Auskehren - das ist sozusagen die kleine Fasnacht. Sie findet ohne Roller und Scheller statt, die Hexenmutter trägt die Gesamtverantwortung, ihre Hexen üben sich im „Zurfen“: Keck streckt eine Hexe ihren Besen einem Zuschauer entgegen und fordert ihn dazu auf, seine Kräfte mit ihr zu messen. Der Zuschauer packt die Reiser des Besens mit aller Macht, die Hexe selbst hält den Besen an seinem gekrümmten Griff (der zudem mit einer Lederschlaufe versehen ist!), die beiden Kontrahenten legen sich zurück und beginnen zu ziehen.

Kein Einsperren mehr

Geklärt werden soll, wer der Stärkere ist. Und das ist normalerweise die Hexe. Denn ihr drohte früher im Falle einer Niederlage, dass sie die Nacht über in einem Stall eingesperrt wurde - eine peinliche, viel verspottete Angelegenheit, wie sich denken lässt. Heute kommt ein derartiges Einsperren freilich nicht mehr vor. Sei es, weil die Hexen heutzutage so stark sind, sei es, weil es im ganzen Stadtgebiet einfach keine Ställe mehr gibt.

Zinter & Purjatzl

Am „Zurfen“ beteiligen sich auch die Sackner und die Altfrankspritzer, die beim Auskehren ihre Spritzen daheim gelassen und sie gegen ein kleines Stäbchen getauscht haben, mit dem sie nun „zurfen“. Da die Altfrank auch eine Laterne mit sich tragen, mit welcher sie das „Zurfen“ der Hexen beleuchten, werden sie an diesem Tag „Zinter“ genannt (von „Zünden“, also „Beleuchten“ abgeleitet). Dem Zug der auskehrenden Teilnehmer schreiten die „Purjatzl“ im Gewand eines „Turesåckners“ voraus. Sie sind mit einer hölzernen Klapper ausgestattet, deren Krawall weitum hörbar ist. Auch die Bären sind beim Auskehren mit dabei und wirken bei Nacht noch Furcht erregender als untertags, zumal das dumpfe Schreien der Treiber diesen Eindruck noch verstärkt.

"Ausantere"

Stellen Sie sich rund zwei Dutzend Männer vor, die miteinander verbunden sind durch Freude am Singen, die sich Zeit nehmen für viele Proben und die vor allem eine geradezu unbändige Spottlust auszeichnet. Einige von ihnen spielen Instrumente: Gitarre, Ziehharmonika, Bass, Saxophon und Ähnliches. Nun haben Sie eine typische Imster Labara vor Augen: Die zieht beim so genannten Auskehren am „Fåsnåchtserchtig“, dem Faschingsdienstag, von Gasthaus zu Gasthaus und trägt vor Publikum eine Geschichte vor, welche eine peinliche Panne, ein lustiges Missgeschick oder die saftige Blamage eines Imsters / einer Imsterin zum Inhalt hat.

Der Deklamator

Die vier Labaratruppen beim Auskehren sind derzeit die „Zylinder“- und die „Gögslelabara“, die „Junglabara“ und die „Labara Vier“ - beim Schemenlaufen jedoch zieht nur ein solcher Trupp durch die Stadt. Im Mittelpunkt jeder Labara steht der Deklamator, mithin jener Mann, der die Geschichte in gereimter Form, sehr dramatisch und bildhaft erzählt. Zur Unterstützung hat er ein großes Plakat mit sich, auf dem das heitere Ereignis in der Art von Bildgeschichten dargestellt ist. Nach seinem Vortrag wird alles auch noch von der ganzen Gruppe gesungen. Applaus ist den Laberen sicher, denn die Geschichten sind hörenswert, zumal das jeweilige „Opfer“ gewöhnlich mit dabei ist, wenn es nach allen Regeln der Kunst verspottet wird.

Von nassen Hosen, Strafmandaten & Co

Einige Beispiele für eine solche Aufführung: Ein Geschäftsmann kassiert auf einer Strecke von nur sechzig Kilometern gleich vier Strafmandate; der Direktor eines Betriebes der Gemeinde macht sich aus Ungeschick am WC die Hose komplett nass und hängt sie danach auf die Fensterbank zum Trocknen, von wo sie - peinlich, peinlich - hinunter in einen Bach rutscht; zwei Männer transportieren Holz aus dem Wald nach Hause, müssen aber mehrmals stehen bleiben, weil ihr Auto abzubrennen droht. Grund: Die Handbremse ist angezogen. Missverständnisse, Verwechslungen, Geiz & Gier, übermäßiger Genuss von Alkohol und (fast) alle übrigen menschlichen Schwächen sind der Stoff, aus dem eine Labara gemacht wird.

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