Buabefåsnåcht - Historisches

Dass die Buben seit alters her die Fasnacht der Erwachsenen - so wie vieles andere - genauestens beobachteten und nachzuahmen versuchten, versteht sich beinahe von selbst. Kinderbräuche, zu denen auch die Kinderfasnacht zählt, sind in Tirol schon recht früh bezeugt. Die Imster Schulchronik berichtet 1829 über die Fasnachtsbegeisterung der Imster Schuljugend, gegen die selbst die gestrenge Lehrerschaft der Vormärzzeit machtlos war: „Durch das gestern unverhofft aufgeführte Faschingsspiel, das so genannte Schemenlaufen dahier, wurde der ganze gestrige Nachmittag ein Ferialtag, weil es bei diesem Maskenlaufen wegen alter, eingewurzelter Gewohnheit nicht möglich war, die Schüler, wovon viele ohnehin nicht gerne die Schule besuchen, und nur mit Ernst dazu angehalten werden müssen, zusammenzubringen.“ - Auch im wenig später entstandenen bekannten Aquarell Karl von Lutterottis, welches das Schemenlaufen am heutigen Stadtplatz zeigt, finden sich Kinder unter den Zuschauern, nicht aber unter den Teilnehmern.

Wilde Kinderfasnacht in Altimster Stadtteilen

Ihre Fasnacht machten die Burschen vermutlich seit jeher selbst, und zwar auf ihre Weise. Alte Imster Fasnachtler können sich an völlig unorganisierte Maskenläufe von jungen Buben in verschiedenen Imster Stadtteilen erinnern, so in der Lehngasse, im hinteren Widum, in der Schuster- und Floriangasse, an welchen sie selbst je nach Wohngegend mitwirkten. In Bezug auf Kleidung, Larve und sonstige Ausstattung waren die Burschen nicht besonders heikel - man nahm, was man kriegen konnte. Die Gwandle waren oft genug aus Stoffresten zusammengeflickt, die Larven aus Papier. Es mangelte praktisch an allem, nur nicht an der Begeisterung der Teilnehmer. Erste Photos von derartigen wilden, sprich unorganisierten Fasnachtsaktivitäten der Buabe finden sich aus den 30er Jahren.

Ein organisiertes Kinder-Schemenlaufen 1938

Im Jahre 1938 berichtet der Tiroler Anzeiger erstmals über ein vom Fasnachtskomitee organisiertes Kinder-Schemenlaufen, das drei Tage nach dem Schemenlaufen ganz nach dessen Vorbild abgehalten wurde und an dem 46 Buben teilnahmen. Die jungen Fasnachtler machten Gangle, führten ein, zurften und wasserten ihre Lehrer ein, wobei der Aufzug laut Bericht um ein Uhr, der mehrere Stunden währende Umzug um zwei Uhr nachmittags begann. Am Ende erhielten die Mitwirkenden eine Jause im Gasthof Krone. Schon damals wurde dieses Kinderfest als nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Imster Fasnacht angesehen.

Nachkriegszeit:Angst um die Originalität der Fasnacht

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren es - in Ermangelung erwachsener Männer - Gruppen von jungen Burschen, die als Erste kleine Fasnachtsumzüge veranstalteten, wiederum in den verschiedenen alten Ortsteilen, versteht sich. Alte Fasnachtler freuten sich über den ungebrochenen Fasnachtseifer der jungen Generation, sahen aber auch einige Gefahren in diesen wilden Zusammenrottungen. Zu lange fand keine richtige Fasnacht mehr statt, zu wenige Männer waren hier, welche die Burschen in Sachen Fasnacht ordentlich unterweisen konnten. Außerdem fanden während des Krieges und in der Folgezeit viele Menschen von auswärts in Imst eine neue Heimat. Ihr Nachwuchs wollte bei den seltsamen Bräuchen der Burschen aus Altimster Familien selbstverständlich nicht außerhalb stehen, hatte aber diesbezüglich natürlich keine Ahnung. Man fürchtete um die Originalität der Fasnacht und beschloss daher, sich der Buabe und ihres fasnachtlichen Strebens anzunehmen. Die Chronik berichtet über eine 1948 unter der Ägide von alten Fasnachtlern abgehaltene Kinderfasnacht.

Kinderschemenlaufen 1950

Nach dem im Jahr 1949 durchgeführten, legendären ersten Schemenlaufen der Nachkriegszeit beschloss das Fasnachtskomitee, im Folgejahr ein Kinderschemenlaufen zu organisieren. Dieses sei, trotz Schneetreibens, ein denkwürdiges gewesen; die Zahl der Teilnehmer betrug 146, davon sieben Roller- und Schellerpaare.

Das zweite Großereignis der Imster Fasnacht

Seit damals hat sich vieles getan. Das Kinderschemenlaufen, das 1983 – um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen - offiziell zur Buabefåsnåcht umbenannt wurde, hat sich sukzessive zum zweiten Großereignis der Imster Fasnacht entwickelt. Über 400 Teilnehmer und über 10.000 Zuschauer sprechen eine deutliche Sprache und lassen erahnen, warum man die Fasnacht der Buben heutzutage zwei Jahre - und nicht wie früher nur ein Jahr - vor dem Schemenlaufen stattfinden lässt.

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