Ausstellung „Le monde à l’envers“ - Imster Fasnacht in Marseille

MUCEM. Das „Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers“ (französisch: Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée, kurz: MuCEM) im südfranzösischen Marseille wurde im Juni vergangenen Jahres durch Frankreichs Staatspräsidenten François Hollande eröffnet, als Marseille Kulturhauptstadt Europas war. Der eindrucksvolle, um die nicht unbeträchtliche Summe von 200 Millionen Euro vom algerisch-französischen Stararchitekten Rudy Ricciotti errichtete Museumsbau, der getrost als Architekturikone der Moderne bezeichnet werden kann, befindet sich auf einer künstlichen Halbinsel am Ausläufer des Alten Hafens von Marseille und zeigt auf 40.000 m² Ausstellungsfläche kulturgeschichtliche Glanzpunkte vieler Völker und Epochen. Das ganze Bauwerk ist kubisch angelegt und verglast, wobei die Meerseite mit einer netzartigen Betonkonstruktion versehen ist, die fantastische Blicke sowohl von innen als auch von der Außenseite gewährt. Der Besucher kann auf einem Außenrundgang zwischen Gebäude und Betonnetz gehen. Über einen Fußgängersteg lässt sich darüber hinaus der historische Fort Saint-Jean erreichen – ein symbolischer, über das Meer führender Brückenschlag von der Vergangenheit in die Moderne.

Sonderausstellung, „Le monde à l’envers“ – „Verkehrte Welt“ vom 26. März bis 25. August 2014: Eine der ersten Sonderausstellungen des eben eröffneten Museums, für die gleich ein ganzer Stock reserviert ist, widmet sich bekannten Maskenbräuchen Europas und des Mittelmeerraums. Klar, dass man da an der Imster Fasnacht nicht vorbeikommt. Marie-Pascale Malle, jene Museumskuratorin, die für das Gesamtkonzept dieser Sonderausstellung zuständig ist, besuchte auf Einladung des Fasnachtskomitees 2012 das Imster Schemenlaufen – und war begeistert. In der Folge blieb man in Kontakt, und als es für Frau Malle um die konkrete Ausstallungsplanung ging, bat sie auch die Imster Fasnacht um einige Ausstellungsstücke und Informationsmaterial. Gern kam man diesem Ansinnen nach; an Figuren wurden ein Scheller, ein Mohrenspritzer sowie ein Bär samt Bärentreiber geschickt, daneben einige Larven verschiedener Imster Schnitzer und andere bei der Fasnacht verwendete Utensilien, so ein Rollerpemsl, die Hüte eines Laggepaarles und die Spritze eines Altfranks – fast alles aus dem Fundus des hiesigen Fasnachtsarchives. Damit beim weiten Transport nach Marseille und der Aufstellung im Museum ja nichts schief ging, übernahm Wolfgang Mark, seines Zeichens Säcklmoaschter der Roller und Scheller, vor drei Wochen diese heikle Mission. Er wird auch dafür Sorge tragen, dass die Objekte nach Ende der Ausstellung im August wieder heil und gesund zurückkehren.

Eröffnung mit Imster Beteiligung: Am 25. März war es dann so weit: Die Sonderausstellung „Le monde à l’envers“ wurde nach monatelangen Vorbereitungsarbeiten feierlich eröffnet, unter den geladenen Gästen befand sich auch eine Delegation des Imster Fasnachtskomitees. Obmann Uli Gstrein, Obm.-Stv. Manfred Waltner, der für die Betextung der Imster Ausstellungsstücke verantwortlich zeichnete und für den Ausstellungskatalog den Beitrag „Être un ours“ (Wie es ist, ein Bär zu sein) verfasste, Museumschef Dietmar Ewerz, Schriftführer Nikolaus Larcher und Spritzer-Säcklmoaschter Jürgen Seelos ließen es sich nicht nehmen, der Eröffnung beizuwohnen. Die weite Fahrt hat sich gelohnt – sowohl das Gebäude als auch die Ausstellung sind als absolut sehenswert zu bezeichnen. Auf überaus anschauliche Art und Weise werden Exponate von Maskenbräuchen aus ganz Europa und darüber hinaus gezeigt, so sieht man etliche Figuren, Larven, Kostüme und andere Brauchtumselemente u. a. aus Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland, der Schweiz, Polen, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und Marokko. Sogar Brasiliens Karneval ist vertreten und eben „Autriche“. Neben den Imster Objekten sind auch die Nassereither Fasnacht mit einer Schellerlarve und die Thaurer Muller mit einer Zottlermaske samt Hut zu bestaunen. Zahlreiche aufwändige multimediale Effekte säumen den Ausstellungsrundgang und leisten Hintergrundinformation. Die themenzentrierte Aufstellungsart zeigt viele Parallelen quer über verschiedene Kulturkreise. Schellenträger, Geister-, Hexen- und Teufelsgestalten, Maskierte in Tiergestalt, die Begegnung mit dem Fremden und Exotischen – alles Motive, mit welchen auch das Imster Schemenlaufen aufwarten kann. Das fachkundige Publikum, darunter auch die Imster Delegation, war begeistert.

Fazit: Nach einer langen Nacht konnte auf der Rückreise am folgenden Tag ein zufriedenes Fazit gezogen werden. Einmal mehr blickte man über den Tellerrand, knüpfte man Kontakte, bestaunte man das Fremde, einmal mehr war man stolz auf die eigene Fasnacht: Die Imster Ausstellungsobjekte zählen zu den vielbestaunten und –photographierten Höhepunkten der Ausstellung, deren Organisatoren mit einem Zulauf von einigen zehntausend Besuchern bis zum Ausstellungsende im August rechnen.

Dankeschön: Die Mitglieder des Fasnachtskomitees möchten sich bei all jenen bedanken, die bei den Vorbereitungsarbeiten für die Ausstellung mitgeholfen haben, ein spezielles Dankeschön gilt dem Unternehmen Busreisen Auderer.

Text: Manfred Waltner

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